Sonne im Solarium – gefährlich oder unterschätzt?

Sonne im Solarium – gefährlich oder unterschätzt?

Inhaltsverzeichnis

 

  • Wie UV-Strahlung in der richtigen Dosis Deine Gesundheit fördern kann
  • Vitamin-D-Synthese durch UV-B-Strahlen
  • Serotonin, Melatonin & Stimmung – das innere Lichtsystem
  • Immunmodulation durch UV-Strahlen
  • Hautanpassung – wie Deine Haut vom Licht lernt
  • Kardiovaskuläre Effekte – Licht für Herz & Kreislauf
  • Dermatologische Anwendungen – Licht als Hauttherapie
  • Die Dosis macht das Licht
  • Zusammenfassung: Was das Solarium wirklich kann
  • Fazit

 

Wie UV-Strahlung in der richtigen Dosis Deine Gesundheit fördern kann

 

Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen.

 

Solarium – für viele ein Reizwort. Schnell wird mit dem Finger auf Hautkrebsrisiken, Faltenbildung und künstliche Bräune gezeigt. Doch selten wird zwischen maßvollem Nutzen und Übertreibung unterschieden. Dabei ist Licht – insbesondere UV-Licht – eine der grundlegendsten biologischen Reizquellen, die auf unseren Körper wirken.

Gerade in unseren sonnenarmen Breitengraden kann künstliches UV-Licht helfen, Defizite auszugleichen: ein Mangel an Vitamin D, depressive Verstimmungen, schwaches Immunsystem oder chronische Hautprobleme sind nur einige Beispiele.

 

Vitamin-D-Synthese durch UV-B-Strahlen

 

Was passiert dabei?

 

Wenn UV-B-Strahlen (280–315 nm) auf Deine Haut treffen, startet ein biochemischer Prozess:

  • In der Haut wird das Molekül 7-Dehydrocholesterol in Prävitamin D3 umgewandelt.
  • Dieses wird durch Wärme in Cholecalciferol (Vitamin D3) überführt.
  • In der Leber entsteht daraus 25(OH)D, in den Nieren schließlich 1,25(OH)₂D (Calcitriol) – die aktive Hormonform.

 

Was bewirkt Vitamin D?

 

  • Es reguliert über den Vitamin-D-Rezeptor (VDR) die Aktivität von über 1000 Genen.
  • Es steuert den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel → wichtig für Knochen, Zähne, Muskulatur.
  • Es hat entzündungshemmende und immunmodulierende Effekte → z. B. durch Hemmung von IL-6 und TNF-α.

 

Warum ist das relevant?

 

Ein Vitamin-D-Mangel steht im Zusammenhang mit:

  • Osteoporose
  • Autoimmunerkrankungen
  • Depressionen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

 

Fazit: UV-B im Solarium kann – gezielt genutzt – helfen, Deinen Vitamin-D-Spiegel zu stabilisieren, besonders im Winter.

 

Serotonin, Melatonin & Stimmung – das innere Lichtsystem

 

Licht beeinflusst nicht nur Deine Haut, sondern auch Dein Gehirn:

  • Spezielle Ganglienzellen in der Retina reagieren auf Licht und senden Signale an den Nucleus suprachiasmaticus (SCN) – Dein innerer Taktgeber.
  • Dieser hemmt die Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) und steigert die Bildung von Serotonin (Stimmungshormon) in den Raphe-Kernen.

 

Warum ist das wichtig?

 

  • Serotonin hebt die Stimmung, steigert die Motivation und wirkt stimmungsstabilisierend.
  • Melatonin reguliert den Schlafrhythmus – weniger davon am Tag bedeutet: mehr Wachheit, mehr Antrieb.

 

Klinische Anwendung:

 

  • Lichttherapie bei Winterdepressionen (SAD) basiert genau auf diesem Prinzip.
  • UV-Exposition (auch im Solarium) kann den Plasmaserotonin-Spiegel erhöhen – messbar und spürbar.

 

Immunmodulation durch UV-Strahlen

 

UV-Strahlen wirken direkt auf Dein Immunsystem.

Moderate UV-Bestrahlung fördert die Freisetzung von:

  • TGF-β (Transforming Growth Factor-beta) – hemmt überaktive Immunzellen
  • Tregs (regulatorische T-Zellen) – bremsen autoimmune Prozesse
  • HO-1 (Hämoxygenase-1) – reduziert oxidativen Stress

 

Wofür ist das gut?

 

  • UV-Strahlung kann überschießende Immunreaktionen regulieren, z. B. bei Psoriasis, MS oder Rheumatoider Arthritis.
  • Sie kann die Infektabwehr stärken – z. B. durch Erhöhung antimikrobieller Peptide wie Cathelicidin.

 

Hautanpassung – wie Deine Haut vom Licht lernt

 

Wenn Du Deine Haut langsam an UV gewöhnst, geschieht Folgendes:

  • Melaninbildung: über den p53-Signalweg wird α-MSH ausgeschüttet → mehr Pigment = natürlicher Sonnenschutz
  • Lichtschwiele: UV-B führt zu einer Verdickung der Hornschicht → mechanischer Schutz
  • HSPs (Hitzeschockproteine): schützen Zellen vor Hitzeschäden & oxidativem Stress

 

Warum ist das positiv?

 

  • Eine angepasste Haut hat ein geringeres Sonnenbrandrisiko.
  • In Regionen mit viel Sonnenlicht ist die Hautkrebsrate nicht automatisch höher, da sich die Haut dort über Jahre anpasst.

 

Kardiovaskuläre Effekte – Licht für Herz & Kreislauf

 

UV-A-Strahlen lösen Stickstoffmonoxid (NO) aus Depots in der Haut.

Das führt zu:

  • Gefäßerweiterung (Vasodilatation)
  • Blutdrucksenkung
  • verbesserter Durchblutung

 

Warum wichtig?

 

  • Studien zeigen: Weniger UV = mehr Bluthochdruck und Herzinfarkte
  • Lichtmangel im Winter kann die Kreislaufregulation verschlechtern – das Solarium kann hier vorbeugen helfen.

 

Dermatologische Anwendungen – Licht als Hauttherapie

 

In der Dermatologie wird UV-Strahlung gezielt eingesetzt – z. B. bei:

  • Psoriasis: Hemmung der Keratinozyten-Proliferation und Zytokinhemmung
  • Neurodermitis: Entzündungshemmung und Juckreizlinderung
  • Akne: Antibakterielle Effekte gegen Propionibacterium acnes und Talgregulation

Hinweis: Viele moderne Solarien arbeiten mit UV-B-Anteil – sie können eine abgeschwächte Form der Phototherapie darstellen, wenn sie richtig genutzt werden.

 

Die Dosis macht das Licht

 

Zu viel UV:

  • Erhöht das Risiko für Hautkrebs
  • Führt zu DNA-Schäden und Hautalterung

 

Zu wenig UV:

  • Fördert Vitamin-D-Mangel
  • Schwächt das Immunsystem
  • Kann Stimmung und Blutdruck negativ beeinflussen

 

Optimale Nutzung:

  • 1–2× pro Woche für 5–10 Minuten
  • Nur bei Hauttyp-Verträglichkeit
  • Augen schützen, Haut beobachten

 

Zusammenfassung: Was das Solarium wirklich kann

 

Wirkmechanismus

Gesundheitlicher Nutzen

Vitamin-D-Synthese

Starke Knochen, Immunbalance, Entzündungshemmung

Serotonin/Melatonin

Stimmungsausgleich, mehr Energie, besserer Schlaf

Immunmodulation

Dämpfung bei Autoimmunität, Aktivierung antimikrobieller Abwehr

Hautanpassung

Natürlicher Sonnenschutz, geringeres Sonnenbrandrisiko

Blutdruckregulation

Gefäßerweiterung, Blutdrucksenkung, Herzschutz

Hautkrankheiten

Linderung bei Psoriasis, Neurodermitis, Akne

 

 

Fazit

 

Ein moderater Solariumbesuch kann mehr als nur bräunen:

Er kann helfen, Vitamin-D-Spiegel zu stabilisieren, das Immunsystem zu harmonisieren, Stimmung und Kreislauf zu unterstützen und Hautbeschwerden zu lindern – vorausgesetzt, Du gehst bewusst damit um.

 

Die wichtigsten Faktoren sind:

  • Dein Hauttyp
  • Das Strahlenspektrum des Geräts (idealerweise mit UV-B-Anteil)
  • Die Dauer & Häufigkeit der Anwendung

 

Denn wie so oft gilt auch hier: Die richtige Dosis entscheidet – nicht das System.

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